Siehe, ich verkündige euch große Freude!
Engel überbringen die frohe Botschaft von der Geburt eines Retters, der Frieden bringen wird. Doch es ist nicht der Kaiser Augustus oder sein Sohn, der hier als "Retter" und "Friedensbringer" öffentlich ausgerufen wird. Es ist das Kind einer Handwerkerfamilie, die noch nicht einmal eine "richtige" Familie ist, weil: Eltern noch nicht verheiratet.
"Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Rettung waren die imperialen Themen, denen man in den Massenmedien der antiken Welt begegnete: also in Statuen, auf Münzen, in Gedichten, Liedern und Reden.", schreibt der Theologe N. T. Wright. Das war das "Evangelium", die frohe Botschaft des Römischen Imperiums, die öffentlich auf den Marktplätzen der Städte verkündet wurde. Doch für viele Menschen am Rand der Gesellschaft oder am Rand des Römischen Reiches brachte diese Botschaft keineswegs Freude, sondern Leid: Augustus hatte zwar Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Rettung aus den Wirren des Bürgerkrieges für die römischen Bürger gebracht. Doch dieser "Friede" brachte für viele Menschen Unfreiheit, finanzielle Lasten, Streit, Gewalt und Ungerechtigkeit mit sich. Das Kreuzigen war das furchtbare Symbol dieser erbarmungslosen Politik. Vom Römischen Friedensreich (Pax Romana!) war oft nicht viel zu spüren.
Und nun dies: Boten eines in Rom kaum bekannten Gottes verkünden die wunderbare Geburt eines andersartigen Herrschers, Retters, Friedensbringers. Fürchtet euch nicht! Das sind ihre ersten Worte. Und das ist es auch, was diesen Herrscher vom Imperium unterscheiden wird: Erbarmen statt Furcht als Zeichen seiner Herrschaft; wahre Freude statt Freude und Reichtum der einen auf Kosten der anderen. Seiner Kreuzigung zum Trotz wird sich diese Botschaft im Römischen Imperium ausbreiten. Als Erste aber bewegt die noch unverheiratete Mutter Jesu die Worte dieser frohen Botschaft in ihrem Herzen.
Bis heute bewegt und berührt diese fröhliche Geschichte viele Menschen weltweit - oft in Zeiten und an Orten des Unfriedens oder nur scheinbaren Friedens.
Pfarrer Thomas Miertschischk