Am Volkstrauertag wird seit 1945 nicht nur der Opfer der beiden Weltkriege, sondern aller Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Dazu gehören schon seit vielen Jahrhunderten die Angehörigen des Judentums, die immer wieder einerseits körperliche Gewalt erfuhren, andererseits Erniedrigungen durch Worte oder Bilder. In letzter Zeit wurde anlässlich eines Gerichtsverfahrens zum entsprechenden Wittenberger Sandsteinrelief wieder verstärkt über die sogenannten "Judensauen" und den Umgang mit ihnen diskutiert. Insgesamt sind etwa 50 solche Darstellungen aus dem Mittelalter bekannt.
Am äußeren Burgtor der Cadolzburg ist eines dieser judenfeindlichen Bildwerke (ebenfalls ein Sandsteinrelief) angebracht. Es ist die vermutlich größte und am prominentesten platzierte erhaltene Darstellung dieser Art, die allerdings (glücklicherweise, darf man vielleicht sagen) stark verwittert und deshalb nicht mehr gut erkennbar ist. Eine weitere traurige Besonderheit: Neben der eigentlichen "Judensau" ist der sogenannte "Tanz um das Goldene Kalb" (2. Mose 32) dargestellt, eine Geschichte aus den jüdischen Schriften, die hier judenfeindlich benutzt wird.
Den diesjährigen Volkstrauertag (Sonntag, 13. November) nehmen wir angesichts der öffentlichen Diskussion um die sogenannten "Judensauen" zum Anlass, uns im Gottesdienst in der Markgrafenkirche um 9:15 Uhr mit den biblischen Voraussetzungen dieser Darstellung (v.a. des "Goldenen Kalbs") zu beschäftigen. Außerdem wird uns die Historikerin Dr. Uta Piereth, Museumsreferentin der Schlösser- und Seenverwaltung, über die geschichtlichen Hintergründe (Hohenzollern!) der Darstellung in Cadolzburg informieren. Dazu gehen wir nach ersten Informationen im Gottesdienst im Anschluss gegen 10:15 Uhr mit ihr an das äußere Burgtor. Zum Abschluss werden wir dort dann noch einmal still und gedenken der gewalttätigen Folgen solcher menschenverachtender Bildwerke.
(Siehe auch hier: https://www.burg-cadolzburg.de/index.htm#gedenkstunde)
